P r e s s e i n f o r m a t i o n
2.Mai 2000 Vortrag von Prof.Hubertus Müller-Groeling, Vizepräsident
des Instituts für Weltwirtschaft Kiel a.D. - Mitglied des Vorstandes
der Friedrich-Naumann-Stiftung
Thema: “Markt, Ethik und Generationenvertrag-Jung und Alt an einem
Strang“.
Sehr zahlreich besucht war das vor der Sommerpause letzte LGF-Neustadt.
Hauptaussage des Referenten war: Die Rente muß schrittweise reformiert
werden.
Die Zukunft der individuellen Alterssicherung stand im Mittelpunkt
des Vortrags
Zu Beginn seiner Ausführungen stellte Müller-Groeling klar,
daß das oft gebrauchte Klischee von der Marktwirtschaft als Sinnbild
der Ellenbogengesellschaft falsch sei: Keine Marktwirtschaft könne
ohne ethische regeln funktionieren. Für diese „Marktmoral“ stünden
Begriffe wie “Treu und Glauben“ und der „ehrbare Kaufmann“. Eine
nicht zu überschätzende Eigenschaft des Marktsystems sei es,
so der Kieler Wirtschaftswissenschaftler weiter, dass hier der einzelne
Mensch sein Leben durch viele Marktentscheidungen selbstverantwortlich
gestalten könne - ohne freie Wirtschaft könne es keine freiheitliche
demokratie geben. Hinsichtlich der Zukunft der Alterssicherung machte Müller-Groeling
deutlich, dass das derzeitige System der sogenannten „Umlagefinanzierung“
aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland zum Scheitern verurteilt
sei.. Wegen der starken Zunahme der Rentner in den nächsten
Jahrzehnten würden die Beiträge im jetzigen System bis 2050 auf
etwa 40% gesteigert werden müssen, wenn das bisherige Rentenniveau
beibehalten werden solle. Weder eine Erhöhung der Zuwanderung junger
Arbeitskräfte aus dem Ausland, noch Strukturänderungen wie die
Einbeziehung von Beamten und Selbständigen oder die Abschaffung der
Angehörigenmitversicherung könnten die Umlagefinanzierung retten.
Enlastungen könne es allenfalls durch die Anhebung der Altersgrenze
geben. Als Lösung des Rentendilemmas empfahl Müller-Groeling
die langfristige Umstellung der Altersvorsorge auf das Kapitaldeckungsverfahren,
also auf die private Vorsorge: es sollte zukünftig nur noch einen
Mindestversicherungszwang in Höhe des Existenzminimums geben, darüber
hinaus solle man es den Bürgern freistellen, in welcher Höhe
sie für ihr Alter vorsorgen wollten.
Wenn jede Generation ihre eigene Alterssicherung aufbaue, so Müller-Groeling
abschließend könne man endlich von einem gerechten Generationenvertrag
sprechen. Die Bürger seien
durchaus in der Lage, vernünftige zukunftsgerichtete Entscheidungen
hinsichtlich ihrer
Alterssicherung zu treffen. Es sei jetzt an der Politik, den Bürgern
ihre Entscheidungsfreiheit
wiederzugeben. Dazu gehöre natürlich die entsprechende Aufklärung
und Information.
Günter Fischer